Vom IQ zum WeQ - Raus aus der Schwarmdumm-Falle

From IQ toWeQ - Get out of the swarm stupidity trap! 291612

04. Januar 2017

Kennen Sie das? Der ganze Tag ist vollgepackt mit sinnfreien Meetings und Diskussionen, die zu nichts führen. Am Ende bleibt keine Zeit für die eigentliche Arbeit. Wie kann man da von Schwarmintelligenz sprechen?

 

Ein Kommentar zu meinem vorherigen Artikel „Vom IQ zum WeQ – Teil 2. Das Geheimnis der Schwarmintelligenz“ wies auf dieses Phänomen hin, welches Gunter Dueck1 als „schwarmdumm“ bezeichnet. Vom IQ zum WeQ Teil 2

 

Die Interaktivität von On-line Artikeln schätze ich wirklich sehr, denn der Kommentar inspirierte mich zu diesem Artikel und einer provokativen These: „ Jeder einzelne von uns – ja Sie, Ihr Kollege und ich – haben jeden Tag die Wahl, ob wir schwarmintelligent oder schwarmdumm handeln!"

 

Ich kenne und verstehe diesen anderen Pol sehr gut:  Augenzwinkernd beschreibe ich ein paar meiner Lieblings-Stilblüten „schwarmdummer“ Zusammenarbeit und Nicht-Kooperation:

  • Sich aneinanderreihende Meetings: Die Meetings erscheinen endlos über den ganzen Tag verteilt zu sein. Es sitzen 10 bis 20 Personen im Raum. Ein Grossteil bearbeitet am Laptop seine Emails, während vorne das Meeting läuft und Kollege X läuft mit seinem Smartphone aus dem Raum, weil der super-wichtige Anruf kam. In Ihnen steigt die Frage auf: „Warum bin ich hier?“
  • Bürokratische, nervige Reporting-kulturen: Ein ehemaliger Kollege kommentiert ironisch: „Wir reporten den Stillstand der Projekte, weil wir vor lauter Reporting nicht mehr zur eigentlichen Arbeit an den Projekten kommen.“
  • Hierarchische Entscheidungsmechanismen: Das finale GO des einst noch so dringenden Projektes lässt schon seit Wochen auf sich warten. Ist wohl in der Entscheidungs-Warteschleife des über-ausgelasteten Managements hängengeblieben…

  • Und dann noch das „Best Practice Sharing“ des letzten internationalen Teammeetings, das doch unsere gute Teamarbeit betonen sollte, endete nur im Profilierungsgehabe des Kollegen bzw. Nachbarlandes. Von wegen gute Zusammenarbeit, denken Sie sich!

Was läuft hier schief? So scheint es doch, dass wir als Gemeinschaft zu dümmeren Lösungen kommen, als jeder Einzelne von uns. Von Innovation ganz zu schweigen.

 

Ich stimme voll zu, dass diese Situationen frustrierend sein können. UND gleichzeitig dürfen wir als Einzelne, Teams und Organisationen noch viel, viel besser lernen das Thema Kooperation wirkungsvoll anzugehen. Denn genauso wie wir uns als Teams zu höheren Lösungen emporschwingen können, können wir auch enttäuschend eine Bauchlandung mitten im Schlamassel hinlegen.

 

Als Teamentwicklerin und Business Coach interessieren mich 2 Kern-Fragen: "Was hat nicht funktioniert?" und noch viel mehr: "Was funktioniert?"

Was nach meiner Erfahrung nicht funktioniert ist Jammern, Meckern, Beschuldigen, erlernte Hilflosigkeit sowie Abschieben der Verantwortung auf die Organisation. Das verschafft vielleicht kurzfristig Erleichterung, schwächt aber auf Dauer den Einzelnen und das System.

 

Meine Erfolgsstrategien entfalten Hebelwirkung auf den 3 verschiedenen Ebenen: Mitarbeiter, Team und Organisation. Was in meiner Praxis gut funktioniert:

  • Mitarbeiter: Radikale Übernahme von Eigen-Verantwortung jedes Einzelnen! Darauf gehe ich gleich genauer ein.

  • Team: Hier gibt es jede Menge Ansätze. Pragmatisch wirksam und schnell umsetzbar sind aus meiner Praxis-Erfahrung u.a. folgende Punkte.
    • Qualitativ hochwertige Teamentwicklungen, die Teams befähigen und empowern als Reforming Teams2 zu wirken. S. auch Vom IQ zum WeQ Teil 2
    • Eine gute Balance des magischen Dreiecks aus Individuum- Ich, Team-Wir und Unternehmen-Alle.
    • Mut zur Selektion: Abklärung im Vorfeld und gleichzeitig Flexibilität in der Zusammensetzung: Wer muss wirklich an diesem Team bzw. Meeting teilnehmen? Mit welchem Beitrag?
    • Gute Vorbereitung und Struktur des Projektes, der Meetings und Workshops mit klarer Agenda. Beispiele sind sinnhafte Visions- & Strategie Workshops, CompetitiveSimulations oder Innovations-Workshops. Wichtig ist, dass Sie einerseits genug Raum für kreativen Input erlauben und gleichzeitig für den Implementierungsteil genug Zeit einplanen.
    • Meeting-disziplin: Auch wenn das Wort „Disziplin“ erstmal unattraktiv klingt, erhöht „wesentlich sein“ die Freude und die Ergebnis-Effizienz der Zusammenarbeit.
  • Organisation: Auf der Organisationsebene gibt es viele wirksame Ansätze, deren Beschreibung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Aus meiner Sicht ist es entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg, dass die Veränderungen von der Vision, über die Werte, die Kompetenzen und das Verhalten in den Unternehmensalltag getragen werden (Path ofAlignment, Robert Dilts).3  Ansonsten handelt es sich um kosmetische Massnahmen, die aber schlussendlich keinen Kulturwandel bewirken.

 

In diesem Artikel möchte ich meinen Fokus auf jeden Einzelnen von uns richten, denn viele verstecken sich hinter der Ausrede „Ich kann daran ja nichts ändern!“ und sehen sich als Opfer der Situation. Sie natürlich nicht ;-)

Jetzt komme ich auf meine Eingangsthese zurück: Jeder Einzelne von uns hat täglich die Wahl! Der Shift findet in unserem Bewusstsein statt!

Wir haben immer Einfluss auf mindestens 3 Faktoren:

  1. unsere Netzwerke (intern & extern),
  2. unsere Haltung und Verhalten in unseren Teams,
  3. und unser eigenes Wissen und Skills.

Die Frage ist nun: Beeinflussen wir positiv oder negativ und bewusst oder unbewusst?

In diesem Artikel möchte ich auf den 2. Punkt genauer eingehen:

 

Wie kann ich jetzt konkret meine Haltung und mein Verhalten ändern?

In meinen Coaching-Sessions schätze ich die Mind-Shift Power Tools, die auch in dieser Situation sehr passend sind:

  • Commitment vs. Versuchen;

  • Verantwortung vs. Vorwurf;
  • Antworten vs. Reagieren;
  • Aktion vs. Verschiebung etc.

 

Verantwortung – Echt jetzt?!

Mit der „vollen Verantwortung“ ist nicht gemeint, Schuld an einer Situation oder deren Ursache zu sein. Sondern in jedem Moment die volle VerANTWORTung zu übernehmen, wie ich mit einer Sache umgehe bzw. wie es das Wort so schön beinhaltet, welche „Antwort“ ich auf eine Situation oder ein Ereignis wähle.

Ganz konkret lade ich uns alle ein, folgende kleinen Verhaltens-Shifts jeden einzelnen Tag zu üben:

  • Vom „Jammern& Nörgeln“ zum Zuhören bzw. konstruktive Beiträge leisten.
  • Statt „Rechtfertigen“, die Kollegen und deren Beiträge wertschätzen und Komplimente machen. Ich meine hier echte ehrlich gemeinte Komplimente, denn der Unterschied zur „Schleimerei“ ist klar spürbar.
  • Das „Zurückziehen“ verwandeln in initiatives „Aufeinander Zugehen“

 

Die Königsdisziplin liegt dann in folgenden Bewusstseins- und Verhaltens-Shifts:

  • Wie wär’s anstatt jemand zu „beschuldigen“, konstruktiv Kritik zu üben, Unterstützung anzubieten und aus Fehlern zu lernen. Das kann auch bedeuten, klar Wünsche und Bedürfnisse zu äussern.

Beispiel: Bei einem meiner Firmenkunden häuften sich die klassischen Missverständnisse und Vorbehalte zwischen den Funktionen Marketing und Medical. Während eines Team Workshops konnten wir Transparenz und Einigung schaffen: über die unterschiedlichen Ziele der beiden Funktionen und die individuellen Kommunikationspräferenzen der Personen. Die Emotionen glätteten sich und es war wieder eine konstruktive Zusammenarbeit möglich.

  • Und hier einer meiner Lieblinge: Haben Sie es schon erlebt, wenn Sie Ihr eigenes „Rechthaben“ aufgegeben haben, wie eine gemeinsame neue, grössere Lösung entstehen konnte? Eine wahre „Win-Win“-Situation - sehr beflügelnd.
  • „Wesentlich Sein!“ Meine Einladung ist sich stets zu fragen: Ist mein Beitrag wesentlich für den Prozess bzw. das Ergebnis. Das kann sich zum Beispiel auf die Beiträge in Meetings beziehen und auch z.B. auf die bewusste Auswahl des Email Verteilers.

 

Wenn nun der Gedanke in Ihnen aufsteigt  „Ja, ich würde ja gern, aber die anderen ziehen nicht mit“, lade ich Sie ein hier als Role Model zu wirken und das konstruktive Verhalten vorzuleben. Es überträgt sich dann nach und nach auf Ihre Umgebung.

 

Ich brenne einfach für unser menschliches Potential und dessen Entfaltung als Individuum und als Teams: Es ist noch so viel mehr möglich als das, was wir derzeit in unseren Unternehmen leben.

 

Welche wirksamen Ansätze haben Sie bisher kennengelernt? Wie werden in Ihrem Unternehmen Kooperation und WeQ- Qualitäten4 gelebt?

Ich bin neugierig und lerne gerne über Ihre neuen innovative Ansätze.

 

Mit inspiriertem Gruss,

 

Annette Freund

FREUND INSPIRED MOVE

 

Annette Freund ist Gründerin und Managing Director der Unternehmensberatung FREUND INSPIRED MOVE in der Schweiz. Sie begeistert sich für Veränderungsprozesse: Strong Individuals! Reforming Teams! TransformingOrganizations!

Sie ist im deutsch- und englisch-sprachigen Raum tätig.

www.inspiredmove.ch

 

 

Inspiriert durch:

1 Gunter Dueck – Schwarmdumm - so blöd sind wir nur gemeinsam

2 Friedrich Glasl – Trigon Entwicklungsberatung

3 Robert Dilts – Neurologische Ebenen

4 Peter Spiegel –WeQ more than IQ

 

 

Bild: ©THIESSEN PHOTO


 

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