Vom IQ zum WeQ - Das Geheimnis der Schwarmintelligenz

08. September 2016

Kommen Sie sich manchmal vor wie ein einzelner Vogel im Käfig? Und wünschen Sie sich, sich frei und kooperativ mit Ihrem Schwarm in die Lüfte zu erheben?

Im ersten Teil dieses Blog Themas erlebten Sie, warum wir die Illusion des kompetitiven Einzelkämpfertums verlassen können, um mit Kooperation sinnhafte und innovative Lösungen für die Herausforderungen in unserer Businesswelt zu finden und wirklich umzusetzen. Vom IQ zum WeQ - Teil 1

In diesem zweiten Teil des Blog Themas lade ich Sie ein, Ihre Flügel auszubreiten und sich mit Ihren Kollegen als kooperativer Schwarm emporzuschwingen.

Wie schaffen wir das?

Ich bin überzeugt, wenn wir komplexe Phänomene und Probleme verstehen wollen und grössere Lösungen finden wollen, dürfen wir unseren Blickwinkel und unsere Wahrnehmung erweitern.

Nefiodoff¹ beschreibt den Shift von der „Entweder-Oder“- Logik hin zu einem“Sowohl-Als-Auch“ – Verhalten als ein Kriterium für den Übergang vom 5. zum 6. Kondratieff. Mit „Sowohl-Als-Auch“ sind keine faulen Kompromisse gemeint, sondern wirklich neue, höhere Lösungen.

Ein Beispiel aus meiner Coaching- und Consulting-Praxis: Die Geschäftsführerin eines führenden Pharmaunternehmens engagierte mich, die Ergebnisse einer teilweise kritisch ausgefallenen Mitarbeiter-Befragung auszuwerten.

Wir diskutierten Gründe und Lösungsansätze. Irgendwann fragte sie mich ungeduldig: „Was ist denn nun richtig - Option A oder Option B?“

Ich schaute sie ruhig an und sagte nur 3 Worte: „Sowohl-Als-Auch!“ Sie blickte mich entsetzt und sprachlos an. Für einen Moment herrschte absolute Stille im Raum. Dann erhellte sich ihr Gesicht und sie fing an zu lachen. Jetzt wusste ich, dass der Mind-Shift stattgefunden hatte. Wir konnten nun an grösseren Lösungen arbeiten, die beide Optionen integrieren. Genial, das ist einer der Momente, den ich an meiner Arbeit so liebe.

Das bedeutet z.B. auch männliche und weibliche Erfolgsstrategien²nicht zu polarisieren, gegeneinander auszuspielen oder zu bekämpfen, sondern im „Sowohl-Als-Auch“-Sinne zu integrieren. So schliessen sich beispielswiese Zielorientierung und ein gutes Miteinander nicht aus. Gut ist es, die weiblichen und männlichen Anteile zunächst in jedem einzelnen von uns zu integrieren, das Animus- und Anima-Prinzip. Dadurch vervollständigen wir uns, können je nach Bedarf auf beide Qualitäten auch im Arbeitsalltag zurückgreifen und sie gezielt sowie flexibel einsetzen.

So erlebe ich z.B. in meinen Team Workshops immer wieder, dass gerade die Kombination von logisch-analytischen Lösungen mit kreativ-intuitiven Lösungen zu grösseren sinnhaften Innovationen führen.

Was heisst das für die Team-Entwicklung und Kooperation?

Friedrich Glasl³ zeigt eindrücklich in seinem Teambuilding Modell auf, dass „High Performing Teams“ nicht das Ende der Fahnenstange sind. Er geht noch einen Schritt weiter zu den „Reforming Teams“.

Was ist der Unterschied?

Wie im 1. Teil dieses Blog Themas beschrieben sind Performing Teams sehr leistungsfähige und -bereite Teams. Vom IQ zum WeQ - Teil 1

Es bestehen jedoch Barrieren teilweise gepaart mit einer gewissen „Wir sind besser und wichtiger“-Arroganz gegenüber anderen Teams innerhalb der Organisation, auch Silo-Denken genannt. Um auf unsere Körper Metapher aus dem Teil 1 zurückzukommen: Können Sie sich vorstellen, dass die Lunge zum Herz sagt: “Ich bin wichtiger als Du!“?

Reforming Teams arbeiten effizient mit anderen Teams zusammen, indem sie schnell und effektiv Aussenbeziehungen knüpfen. Sie sind sehr flexibel und wandlungsfähig. Sie konstruieren kreativ neue Konstellationen, was die Voraussetzung für Organisationen in der Transformation ist.

Wir brauchen also starke Individuen, die Reforming Teams bilden, um grössere Lösungen auf einem höheren Level zu entwickeln und dann gemeinsam unsere Unternehmen zu transformieren.

Strong Individuals! Reforming Teams! Transforming Organizations!

Wie funktioniert so eine Zusammenarbeit in Reforming Teams?

Peter Spiegel⁴bezeichnet den Megatrend der Entwicklung von Wir-Qualitäten als WeQ, im Unterschied zu Ich-Qualitäten, die mit dem Intelligenz Quotienten IQ ausgedrückt werden.

WeQ stellt einen Quantensprung in der Entwicklung von menschlichen Fähigkeiten dar. Die Intelligenz unseres Gehirns beruht nicht auf den einzelnen Nervenzellen, sondern auf der Art und Flexibilität der Vernetzung unseres Gehirns. Was wäre erst möglich, wenn wir uns noch effektiver mit anderen Gehirnen vernetzen?

Schauen wir auf die aktuellen Herausforderungen als Individuen, Organisationen und Menschheit, sehen wir schnell, dass wir ein neues Verständnis von Verbundenheit brauchen. Beispiele aus der Natur wie Ameisenstämme, Pilzgeflechte und auch Fisch- oder Vogelschwärme werfen die Frage auf, wie der schnelle Informationsaustausch zwischen den einzelnen Lebewesen geschieht oder ob es sich um ein gemeinsames Wesen handelt. Es wird hier auch von Schwarmintelligenz gesprochen.

Das Internet und die ökonomische Globalisierung antizipieren, was wir mit unserem Bewusstsein erst noch vollständig nachvollziehen müssen.

Aktuelle Beispiele sind Open Space, Kollaboration in Reforming Teams, Urban Gardening, Car-Sharing, Innovation durch Design Thinking, Social Business, cross-funktionale Competitive Simulations und disruptive Innovation und viele mehr in der Entstehung…

Lassen Sie uns noch viele mehr erschaffen!

Wie werden in Ihrem Unternehmen Kooperation und WeQ- Qualitäten gelebt?

Ich bin neugierig und lerne gerne über Ihre neuen innovative Ansätze.

Annette Freund

FREUND INSPIRED MOVE

Annette Freund ist Gründerin und Managing Director der Unternehmensberatung FREUND INSPIRED MOVE in der Schweiz. Sie begeistert sich für Veränderungsprozesse: Strong Individuals! Reforming Teams! TransformingOrganizations!

Sie ist im deutsch- und englisch-sprachigen Raum tätig.

www.inspiredmove.ch

Inspiriert durch:

¹Leo Nefiodow – Der sechste Kondratieff

² Veit Lindau – Human Trust Coaching Community

³Friedrich Glasl – Trigon Entwicklungsberatung

⁴ Peter Spiegel –WeQ more than IQ