Intercultural Awareness – Baut Brücken Keine Mauern

Intercultural Awareness – Build Bridges Not Walls 421714

07. Mai 2018

“Warum brauchen wir unterschiedliche Key Visuals in Schweden und in Spanien für die Consumer Health Marketing Kampagne?“ fragte der neue Global Head of Marketing unser EU Marketing Team. Er war kurz für den jährlichen Business Review aus dem US Headquater vorbeigekommen.

 

Ernsthaft?! – Ich war sprachlos über die Frage…

 

Das war vor über 15 Jahren ganz zu Beginn meiner internationalen Marketing Karriere. In der Zwischenzeit habe ich viel über internationales Business gelernt und gebe sogar Trainings zum Thema kulturübergreifende Kompetenzen. Am Ende des Artikels komme ich auf das Beispiel zurück.

 

Fons Trompenaars sagte einmal über Kulturen: “Ein Fisch spürt erst dann, dass er Wasser zum Leben braucht, wenn er nicht mehr darin schwimmt. Unsere Kultur ist für uns wie das Wasser für den Fisch. Wir leben und atmen durch sie.”

 

Vielleicht haben Sie selbst auch schon während des Reisens die Schönheit und Notwendigkeit erlebt, sich verschiedenen „Wassern“ anzupassen. Für weltweite internationale Geschäfte oder, um in einem anderen Land zu leben, wird Intercultural Awareness (= Interkulturelles Bewusstsein) eine zentrale Fähigkeit.

Vor kurzem las ich einen Artikel, indem der Autor fragte, ob die Globalisierung mit der Einführung von Strafzöllen zum Ende gekommen wäre. Meine Meinung ist klar – NEIN. Es wäre weder weise noch machbar hier die Uhr zurückzudrehen. Wir sind viel zu sehr miteinander verknüpft geschäftlich, finanziell, und natürlich durch das Internet und die sozialen Medien.

 

Was ist die Lösung?

 

Wir sind aufgefordert, unsere interkulturelle Bewusstheit und Kompetenzen weiterzuentwickeln anstatt Mauern zu errichten:

  • Das befähigt uns in der immer komplexer werdenden globalen Business Welt, wirksam zu kommunizieren und sogar Konflikte zu vermeiden.
  • Internationale Manager oder Internationale Projektleiter arbeiten oft in multikulturellen Teams und sie interagieren mit Kunden sowie Lieferanten verschiedener Länder. Dabei begegnen sie verschiedenen Betrachtungsweisen, Weltsichten und kulturellen Glaubenssätzen. Zu Beginn eines Projektes oder einer neuen internationalen Position ist es wichtig in das interkulturelle Verständnis zu investieren, um Fehlinterpretationen von Ihren eigenen Handlungen oder den Handlungen anderer zu vermeiden.
  • Einer der Schlüsselfaktoren ist es, die wichtigsten kulturellen Codes der Länder zu verstehen, mit denen Sie Business machen. Das beinhaltet Denkweise, Werte und Verhaltenskodex von den verschiedenen Kulturen, ohne in die Falle von kulturellen Vorurteilen und Stereotypen zu tappen.
  • Wir dürfen nicht nur lernen, wie wir mit den Herausforderungen umgehen, sondern auch wie wir sie in eine Quelle der Innovation und hoher Vitalität verwandeln. In meinem Folgeartikel zu Intercultural Awareness werde ich ein anregendes Beispiel dazu geben.
  • Wenn Internationale Manager diese Fähigkeiten entwickeln, können sie Diversity wirksam einsetzen, solide Geschäftsbeziehungen aufbauen und teure Fehler vermeiden.

 

Im interkulturellen Bewusstsein1 gibt es verschiedene Phasen, die durchlaufen werden. Ein Verständnis darüber, auf welchem Level Sie und Ihre Teammitglieder sich gerade befinden, hilft, sich selbst weiterzuentwickeln und die kulturellen Unterschiede neu einzuordnen:

 

Parochiale Phase - Mein Weg ist der einzige Weg: Diese Phase wird auch „unbekümmerte Unwissenheit” genannt. Die Menschen sind sich über ihren eigenen Weg, Dinge zu tun bewusst, ignorieren jedoch die kulturellen Unterschiede. Sie treten möglicherweise anderen Personen auf die Füsse, ohne es zu erkennen.

Ethnozentrische Phase - Ich kenne ihren Weg, aber mein Weg ist besser: Auf diesem zweiten Level sind die Personen sich über andere Wege, Dinge zu tun, bewusst, beurteilen jedoch ihren eigenen Weg als wichtiger und glaubwürdiger. In dieser Phase werden kulturelle Unterschiede als Quelle von Problemen wahrgenommen und die Personen neigen dazu, sie zu ignorieren oder die Bedeutung zu unterschätzen.

Synergistische Phase - Mein Weg und ihr Weg: In dieser Phase sind sich die Personen ihres eigenen und anderer Wege bewusst, und sie wählen den besten Weg je nach Situation. Hier realisieren die Menschen, dass kulturelle Unterschiede sowohl zu Problemen als auch zu Vorteilen führen können. Sie sind bereit Veränderungen zu machen, die zeigen, dass sie andere Meinungen berücksichtigen. Kulturelle Diversität wird sogar genutzt, um neue Lösungen zu kreieren.

Partizipative “Dritte” Kultur Phase - Unser Weg: Dieser vierte und letzte Level bringt die Menschen verschiedener Kulturen zusammen und kreiert eine gemeinsame Kultur sowie gemeinsamen Sinn. Die Personen tauschen sich regelmässig mit anderen aus, kreieren neue Sinngehalte und neue Regeln, um die Herausforderungen jeglicher Situationen und Themen zu meistern.  

 

Kommen wir nun auf das Beispiel am Anfang des Artikels zurück:

Von Kontinenten ausserhalb Europas werden die europäischen Länder teilweise als eine Einheit wahrgenommen, was jedoch keineswegs der Fall ist. Überraschender Weise ;-) besteht Europa aus 47 Ländern mit derzeit 28 Ländern in der Europäischen Union EU2 und vielen verschiedenen Kulturen. Manchmal sind die Bürger sehr stolz auf die Besonderheiten ihrer Kultur. Wenn Sie diese Tatsache ausser Acht lassen, können Sie Menschen sehr leicht „auf die Füsse treten“, ohne es zu bemerken.

 

Und natürlich sehen die Menschen in Nord- und Süd Europa unterschiedlich aus. Deshalb war es in unserem oben genannten Consumer Health Beispiel wichtig die Bilder und Testimonials den lokalen Bedürfnissen und der Kultur anzupassen. Dieses Vorgehen wird auch “Glocalization” genannt: “Denke global, handle lokal!”

Das Ziel von Trainings für Intercultural Awareness & Kompetenzen ist, dass internationale Manager Diversität für erfolgreiche Ergebnisse nutzen, solide Business-Beziehungen entwickeln und teure Fehler vermeiden. Auf einem höheren Level der Zusammenarbeit und Co-Creation können kulturelle Unterschiede sogar als Quelle für Ideen und Innovation eingesetzt werden. Reforming Teams agieren auf diesem Level.

 

In meinem Folgeartikel werde ich beschreiben, was internationalen Managern hilft, sich durch alle erwähnten vier Phasen zu entwickeln, und wie sie lernen können, Brücken zwischen den Personen zu bilden trotz ihrer Unterschiede.

 

Ich wünsche Ihnen Neugier und Freude beim Erforschen der kulturellen Unterschiede,

Annette Freund

 

FREUND INSPIRED MOVE

Annette Freund ist Gründerin und Managing Director der Unternehmensberatung FREUND INSPIRED MOVE in der Schweiz. Sie begeistert sich für Veränderungsprozesse: Strong Individuals! Reforming Teams! Transforming Organizations!

Sie ist im deutsch- und englisch-sprachigen Raum tätig.

www.inspiredmove.ch

 

Inspiriert durch:

1 Quappe & Cantatore – What is Cultural Awareness, anyway? How do I build it?

2 www.wikipedia.org

 

 

                                                                                                                                                                                    Bild: © Alexmax / Dreamstime.com


 

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